Während der Kieler Woche 2007 (16. bis 24. Juni) besucht das
weltweit einzige mit einem sog. Flettner-Rotor
betriebene Schiff den Möltenorter Hafen.
Der Name UNI-KAT hat eine Dreifachbedeutung: Der
Rumpf ist der Nachbau einer Proa aus dem
pazifischem Raum, also ein Katamaran (kat), er
wurde als Examensarbeit an der UNI Flensburg
gebaut und mit dem Antrieb durch einen Rotor
nach dem
FLETTNER-Prinzip
versehen, eben ein UNIKAT.

KN-Artikel v. 23.06.2007 -Vergrößern-
1923 ist schon einmal in Kiel auf der
Germaniawerft ein Handelsschiff mit 2 Flettner-Rotoren
gebaut worden.
Es war die
BUCKAU, die ihre
Erprobungsfahrten mit Erfolg in europäischen
Gewässern durchführte. Sie blieb ein Prototyp,
weil die Schiffbetriebsstoffe Kohle und Öl zur
damaligen Zeit sehr billig waren.
.

.
In der Gegenwart spielen ökonomische Erwägungen
beim Bau und Betrieb von Handelsschiffen wieder
eine gewichtige Rolle.
So hat der
führende Windenergieanlagenhersteller
Enercon bei
der zukunftsorientierten und
innovationsfreudigen
Schiffswerft Lindenau
in Kiel-Friedrichsort 2006 ein Frachtschiff mit 4
Flettner-Rotoren (in Kombination mit einem
dieselelektrischen Antrieb) in Auftrag gegeben, das
am 20. September 2008 als weltweit erstes Frachtschiff
mit Flettnerantrieb an der Kieler Förde
abgeliefert werden soll – eben auch ein Unikat!
.

.
Der Ro/Lo Frachter mit Brücke auf der Back trägt die Bezeichnung "E-Ship"
und soll
130 Meter lang und 22,5 Meter breit sein. Für
Schwergutladung stehen 2 120to. Kräne zur
Verfügung. Das Schiff
wird einen dieselelektrischen Hauptantrieb haben
und als Zusatzantrieb vier von Enercon entwickelte
Flettner-Rotoren, Zylinder von 27 Metern Höhe,
in denen man einen Golf II parken könnte. Das
Schiff soll 30 bis 50 Prozent weniger Kraftstoff
verbrauchen. Die Lindenau-Werft ist
zuversichtlich, dass sich mit dem Wind eine
Reisegeschwindigkeit von 16 Knoten erreichen
lassen wird. Das Schiff wird für ENERCON
Windenergieanlagen-Elemente transportieren.
Die
Universität Flensburg
hat 2004 und 2005 Forschungsmittel bereit
gestellt, damit im
Institut
für Physik und Chemie und ihre Didaktik ein
regenerativ angetriebenes Wasserfahrzeug
entwickelt werden konnte. |

Die Proa ist unter dem ursprünglichen Namen
Mbuli von John Harris konstruiert worden.
Modifikation und Bau durch: R&R Bootsbau, Robert
Schmidbauer
Die weitere Entwicklung wird durch die
Innovationsstiftung Schleswig-Holstein
gefördert.
Wie der Schiffsantrieb Rotor in der Praxis
funktioniert und nach welchen
strömungstechnischen Prinzipien er abläuft,
können Interessierte während der Kieler Woche
auf dem Feuerschiff des HYC von den Erbauern der
UNI-KAT erfahren und im Praxisbetrieb
kennenlernen.
Für
Interessierte besteht die Möglichkeit zum
Mitsegeln. Es können bei jedem Segeltörn ca. 2
Personen zusätzlich dabeisein. Bitte koordiniert
Eure Terminwünsche mit Manfred Schulz-Kosel
(Tel: 0431-24 17 09) <manfred.schulz-kosel@gmx.de>
Weitere Infos zum Projekt finden Sie in einer
PDF-Datei der UNI-Flensburg, die Sie
hier herunterladen
können.

Artikel aus der KN vom 07. Juni 2007
Die Proa (genauer: die Pazifik-Proa, die
so gesegelt wird, dass der Ausleger immer in Luv
ist) ist ein Schiff mit Doppelrümpfen, das auf
den Südseeinseln zur Perfektion entwickelt
worden ist. Als die ersten Europäer mit ihren
schwerfälligen Schiffen den Südseeraum
kolonialisierten, trafen sie auf Schiffe, die
mit mehr als 100 Mann Besatzung etwa 30 kn
liefen. Bei deren Bau wurde kein Metall
verarbeitet, es standen nur Naturmaterialien zur
Verfügung. Da der Hauptrumpf das Rigg trägt gibt
es nur minimale statische Probleme. Das hohe
Streckungsverhältnis der Rümpfe (1 : 10) macht
sie schnell. Moderne Materialien ermöglichen
leichte, stabile Schiffe, deren Ausleger Platz
für Solarzellenfelder bietet.
Das Flettner-Prinzip:
Ein Zylinder, der von der Seite angeblasen wird,
hat einen relativ geringen Widerstand. Die
Wirbelschleppe ist klein. Rotiert der Zylinder,
läuft die innerste Luftschicht mit herum. Wird
er nun durch Wind angeblasen, kommt es an der
einen Seite zu der Beschleunigung, an der
anderen zu einer Verzögerung der Luft.
Dadurch ändert sich die Luftrichtung: der Wind
wird durch den rotierenden Zylinder abgelenkt,
der Größe der Ablenkung ist dabei von der
Rotationsgeschwindigkeit und der
Windgeschwindigkeit abhängig.

Da in der Zeichnung die Luft oben schneller als
unten strömt, wird sie abgelenkt. Die Kraft dazu
wird vom Rotor aufgebracht. Ein rotierender
Zylinder ist also ein Segel, das dazu einen sehr
geringen Luftwiderstand hat. Seine Kraft kann
durch die Drehzahl verändert werden. Das ist der
Grund, weshalb das von Anton Flettner von 1920
bis 1925 entwickelt Rotorsegel so
bedienungsfreundlich ist. Es refft sich übrigens
bei einer Böe selbständig dadurch, dass das
Geschwindigkeitsverhältnis ungünstiger wird!
Copyright der Texte Proa und
Flettner-Prinzip sowie aller Bilder und Skizzen
liegt bei
der Universität Flensburg - Institut für Physik und
Chemie und ihre Didaktik |