|
Es wird hier ein neuartiges Startverfahren beschreiben, das seit
einigen Jahren mit Erfolg bei den Möltenorter Mittwochswettfahrten
angewendet wird. An vielen Orten werden ja am Mittwochabend
Wettfahrten angeboten, die sich sowohl an Freizeitskipper richten −
die am Wochenende mit der Familie lossegeln − als auch an
Regattasegler − die am Mittwoch „frei“ haben. In Möltenort an der
Kieler Förde werden seit über 20 Jahren Mittwochswettfahrten
angeboten. Sie werden gemeinsam von der Möltenorter
Seglerkameradschaft (MSK) und dem Heikendorfer Yachtclub (HYC)
durchgeführt. An zehn Terminen (wobei Schulferien, Kieler Woche und
die Himmelfahrtswoche ausgenommen sind) finden sich um 18 Uhr etwa
20 bis 30 Jachten aus verschiedenen Vereinen vor dem Möltenorter
Hafen zur Wettfahrt ein. Die Teilnahme ist unkompliziert möglich.
Neben den „regulären Teilnehmern“ (die Meldegeld bezahlt haben und
sich um Preise bewerben), sind „Tagesgäste“ (kostenfrei) willkommen.
Start und Zieleinlauf erfolgen immer nach demselben Muster. Es gibt
sechs mögliche Bahnen, die jeweilige Bahn wird dem Wetter
entsprechend kurz vor der Wettfahrt ausgewählt und am Startmast
angezeigt. Es gibt zwei Starts, um 18:00 Uhr und um 18:10 Uhr.
Ein stetes Problem war früher die Whooling vor dem Start, wenn
Regattafüchse und Freizeitskipper möglichst pünktlich − aber nicht
vorzeitig − über die Linie gehen wollen. Neben dem Gebrüll nach
„Raum“ gab es durchaus auch Kollisionen und Proteste. Einige Skipper
blieben deshalb fern.
Wir diskutierten andere Startverfahren. Der „Känguru-Start“ wurde
verworfen, da seine korrekte Durchführung (mit variabler und
wetterabhängiger Ziellinie) schwierig und aufwendig ist. Ein
„normaler Zeitfenster-Start“ wurde auch verworfen, da bei so vielen
Booten die Ermittlung der individuellen Startzeit nicht durchführbar
ist − und überdies in unrealistischer Weise jedem Boot einen
Nullstart bescheren würde. Die Lösung war, das Zeitfenster in
Zeitscheiben von einer Minute Dauer zu unterteilen. Es soll nun das
Startverfahren genauer beschrieben werden.
Jedem Start wird ein Zeitfenster von fünf Minuten Dauer
zugeteilt. Frühstart und Rückruf gibt es nur, wenn ein Boot vor dem
Startschuss und damit vor dem Beginn des Zeitfensters über die Linie
geht - es muss dann „round the ends“ zurück.
Ansonsten kann ein Boot nach dem Startschuss nach Belieben starten.
Während des Zeitfensters darf ein Boot, das noch nicht gestartet
ist und sich auf der Bahnseite der Startlinie aufhält, nicht von der
Bahnseite aus über die Startlinie segeln, und es hat sich von allen
gestarteten Booten freizuhalten.
Zur Ermittlung der individuellen Startzeit wird das Zeitfenster
in fünf Zeitscheiben von einer Minute Dauer unterteilt. Zeitscheibe
0 beginnt nach dem Startschuss, die Zeitscheiben 1,2,3,4 schließen
sich an.
Alle Boote, die innerhalb einer Zeitscheibe starten (d.h. mit
einem Teil ihres Bootes die Startlinie überschreiten), erhalten als
Startzeit den Anfang dieser Zeitscheibe. Frühstarter werden, wenn
sie später richtig starten, der Zeitscheibe 0 zugeordnet (damit sich
Frühstart nicht lohnt).
Bei der Ermittlung der gesegelten Zeit werden von der
Zieldurchgangszeit die den Zeitscheiben entsprechende Minuten
abgezogen. Die Sekunden werden nicht verändert, was auch Fehlern
vorbeugt.
Das Verfahren ist praktikabel, denn man braucht am Startmast nur
festzuhalten, welche Boote innerhalb einer Zeitscheibe starten, aber
man braucht die tatsächlichen Zeiten des Querens der Startlinie
nicht zu notieren. Die individuelle Startzeit wird dabei nur bis auf
eine Minute genau bestimmt. Aber das erwies sich als praktikabel und
genau genug.
Es soll nun über die Erfahrungen mit dem Startverfahren
Möltenorter Zeitfensterstart mit Zeitscheiben
berichtet werden.
Das Gedränge vor der Linie beim Startschuss hat sich verringert,
und es hat keine diesbezüglichen Proteste mehr gegeben. Doch starten
nach wie vor viele Boote in der Zeitscheibe 0, und es gibt auch
Frühstarts. Das besondere Starterlebnis in der Gruppe hat seinen
Reiz behalten.
Andererseits gibt es auch Skipper, die das Gedränge vor dem
Startschuss und an der ersten Tonne meiden oder in einer späteren
Zeitscheibe einen „Nullstart“ hinlegen wollen. Dabei zeigt sich,
dass es − auch wenn man ungestört ist − gar nicht so einfach ist,
wirklich in den ersten Sekunden einer Zeitscheibe zu starten. Die
Zeitscheiben werden nicht am Startmast angezeigt, der Skipper ist
auf seine eigene Uhr angewiesen. Es kommt durchaus vor, dass man in
das Ende der vorigen Zeitscheibe segelt oder − um das zu vermeiden −
viel Zeit „verschenkt“. Insgesamt hat sich der Möltenorter
Zeitfensterstart mit Zeitscheiben bewährt und soll beibehalten
werden.
Für das MIWO-Komitee:
Arnold Oberschelp (MSK)
Am Reff 4, 24226 Heikendorf
aoberschelp@t-online.de |